Dienstag, 14. November 2023

War da mal was vor 50 Jahren?

 Die Ernergiekrise war in Durlach (k)ein Problem.

 Die A8 am 25. November 1973

Der Meeting-Keller ist schon 2 Jahre geschlossen. Die Meetings treffen sich zu Kontaktabendenden im Waldhorn. Auch sonntägliche gemeinsame Ausflüge sind sehr angesagt - Kaltenbronn und Belchen zum Skifahren beispielsweise - oder ins Elsass zum Wandern, Touren mit dem Auto gibt's öfter mal. Fast ein jeder ist motorisiert. Plötzlich: Anfang Oktober 73 bricht der arabisch-israelische  "Jom-Kippur-Krieg" aus. Die arabischen Staaten in der OPEC versuchen Druck auf jene Industriestaaten auszuüben, die zuvor Israel unterstützten. Die 0PEC beschließt, die Erdölförderung zu drosseln. Die Preise für Rohöl steigen um 70 Prozent und werden dramatisch weitersteigen. Eine Energiekrise ist da!

Und jetzt passiert was Unvorstellbares in deutschen Landen:
"25. November 1973:  An diesem Sonntag gilt zum ersten Mal in der Bundesrepublik Deutschland ein Fahrverbot – ausgenommen davon sind: Taxis, Linienbusse, Polizeiwagen und Rettungsfahrzeuge (Medizin, Feuerwehr). Der erste verkehrsfreie Sonntag Deutschlands findet auf Anordnung der damaligen Bundesregierung statt. Sie reagiert damit auf starke Preiserhöhungen bei Treibstoff und Heizöl und ordnet im Rahmen des eilig erlassenen Energiesicherungsgesetzes Fahrverbote für vier Sonntage, eine sonst nur für den Verteidigungsfall vorgesehene Rationierung von Öl und Benzin und zeitweise Tempolimits an den anderen Tagen der Woche an: 100 Kilometer pro Stunde (km/h) auf Autobahnen und 80 km/h auf Land- und Bundesstraßen."*(*Quelle:Spiegel)

Reaktionen? Die meisten Leute, so auch im Meeting, akzeptieren die Einschränkung und verhalten sich solidarisch. Viele empfinden diese Sonntage sogar als willkommene Ruhetage. Endlich frische Luft und kein Lärm! Urig, mal mitten auf der B3 oder gar A5 zu radeln. Ein paar Motzer gibt's ja immer, aber sonst ist "alles klar auf der Andria Doria"! 

Und heute? Wäre das Szenario so schlappe 49 Jahre danach noch vorstellbar? Sicherlich würden einige "querdenkende Egotripper" wegen der Einschränkung ihrer persönlichen "Freiheit " lauthals dagegenlenken, andere sich im Verborgenen klammheimlich "kleine" Ausnahmen gönnen. Die allermeisten Leute hingegen fänden's bestimmt richtig gut und könnten damit leben: Solidarität und Rücksichtnahme sind ja noch existent, wie man's derzeit täglich demonstriert bekommt.

Und wie ging's damals weiter?
Kuweit gibt am 1. Weihnachtsfeiertag 1973 bekannt, dass wieder mehr Öl gefördert werde. Deutschland denkt zunächst noch über Fahrverbote beziehungsweise eingeschränkte Fahrverbote nach. Zum Beispiel sollten Fahrzeuge mit geraden und ungeraden Nummern auf ihrem Kennzeichen sich sonntags beim Fahren abwechseln dürfen – eine Idee, die sich nie durchsetzt. Im Gegenteil, man schafft den bundesweiten autofreien Sonntag trotz erwiesen enormer Energieeinsparung wieder ganz ab. Die Lobby sagt: Freie Fahrt für freie Bürger! 

Foto: A8 - *pinterest*/ Es